Als Renaturierung bezeichnet man die Wiederherstellung von Ökosystemen hin zu einem naturnahen Zustand. Für Hochmoore bedeutet dies die Wiederansiedlung hochmoortypischer Pflanzen, die Schaffung nährstoffarmer Bedingungen sowie offener und weitläufiger Standortbedingungen und die Wiederherstellung hydrologischer Eigenschaften (Quelle: LBEG, 2022). Übrigens, Wissenschaftler:innen sprechen lieber von Restaurierung von Ökosystemen, da ein Zustand vollkommen zurück zur Natur nicht erreicht werden kann.
Wie sieht eine Moorrenaturierung aus?
- Auswahl der Fläche
Zunächst muss natürlich eine passende Fläche ausgewählt werden. Von ursprünglich etwa 1,5 Millionen Hektar Moorfläche in Deutschland sind 95% entwässert und mittlerweile nur noch etwa 6% der Moore als Naturschutzgebiete (Natura 2000-Schutzgebiete) ausgewiesen (Mooratlas, 2023).
Im Toten Moor beim Steinhuder Meer befindet sich eine unserer Moorflächen. Das Tote Moor ist Teil der Hannoverschen Moorgeest in Niedersachsen und erstreckt sich über etwa 33 km², angrenzend an die Orte Neustadt am Rübenberge und Eilvese sowie am Steinhuder Meer. Es handelt sich um ein teilweise abgetorftes Hochmoor mit einigen Niedermoorbereichen. Der erste Torfabbau begann im 18. Jahrhundert und setzte sich im 20. Jahrhundert industrialisiert fort, wobei Teile des Moores heute unter Naturschutz stehen.

- Wassermanagement
Das Wassermanagement ist entscheidend, um das Moor wieder zu vernässen und ein optimales Wachstum der Moose zu ermöglichen. Hierfür müssen alte Drainagen entfernt werden, um die Entwässerung zunächst zu stoppen, und es müssen Bewässerungsrohre installiert werden, um das Wasser zwischen den einzelnen Flächen, auch Polder genannt, zu verteilen.
In der Fläche im Toten Moor wurde außerdem ein großes Wasserrückhaltebecken angelegt, um das Moor in trockenen Sommern vor Austrocknung zu schützen und mit Wasser zu versorgen. Das Becken hat außerdem einen Kühlungseffekt auf die Umgebung und filtert nährstoffreiches Wasser, sodass es für die Torfmoose genutzt werden kann. Die Installation einer solarbetriebenen Pumpe soll ein aktives Wassermanagement ermöglichen. Maßgeblich für eine sichere Etablierung der Torfmoose sind daher die Einebnung der Flächen (Planierung), die Etablierung von Poldern sowie ein aktives Wassermanagement.
- Vegetationsentwicklung
Nachdem Erstsanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, erfolgt häufig eine natürliche Selbstbegrünung. Die in dem Torfkörper gespeicherten Samen werden dann zufällig mit dem Wind verbreitet. Will man jedoch ein spezifisches Moor-Ökosystem wiederherstellen, müssen die gewünschten Pflanzen aktiv auf der Fläche ausgebracht werden. Dies sind vor allem Torfmoose. Die Ausbringung der Torfmoose wird auch als beimpfen bezeichnet. Diese Vorgehensweise ist sehr zeit- und arbeitsintensiv, aber es sorgt dafür, dass das Ökosystem eine bessere Chance hat, sich zu erholen. Außerdem wird die Wiederherstellung einer erwünschten Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere gefördert. Man gibt den erwünschten konkurrenzschwächeren Torfmoosen somit einen kleinen Startschuss für eine erfolgreiche Etablierung und sorgt dafür, dass unerwünschte Pflanzen zurückgedrängt werden. Ein zu starkes Aufkommen von Binsen und Seggen sorgt beispielsweise für höhere Nährstoffgehalte im Boden, die das Wachstum von Torfmoosen einschränken. Ein “einfach zurück zur Natur” ist daher gar nicht so einfach.
Für die Anzucht der Torfmoose arbeitet die Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer daran, die verschiedene Torfmoosarten für Naturschutzzwecke auf langen Anzuchtischen anbauen. In Zukunft ist jedoch auch geplant, die Torfmoose im Gewächshaus auf großer Fläche anzubauen.

Torfmoose brauchen hohe Wasserstände von mindestens 30 cm unterhalb der Bodenoberfläche, um optimal wachsen zu können. Da Moose zu Beginn der Restaurierung nur kurze Phasen der Überflutung überstehen können, ist die Regulierung des Wasserstandes maßgeblich für eine erfolgreiche Etablierung eines Moosteppichs. In der Anfangsphase werden Torfmoose bei der lokalen Vermehrung im Gelände häufig mit Stroh abgedeckt. In der Natur wäre das natürlich nicht notwendig, aber speziell für die Anzucht der Torfmooose ist es wichtig, damit sie vor Austrocknung und Sonneneinstrahlung geschützt werden. Durch die hohe Verdunstung würden sie sonst “verbrennen”.

Das Mooswachstum folgt einer Reihe von verschiedenen Sukzessionsstadien. Spießtorfmoos (Sphagnum cuspidatum) lässt sich als erstes an den Rändern stiller Oberflächengewässer nieder und schließt somit nach und nach die Wasserstellen. Im Wasser sind sie fast zu verwechseln mit Algen. An den Rändern erkennt man jedoch die auffällige Form und Farbe der kleinen Pioniere. Besonders dort, wo Binsen und Seggen aus dem Wasser ragen und die Wasserbewegung stillen, bilden sich optimale Bedingungen für weiteres Mooswachstum. Unter optimalen Bedingungen wachsen Torfmoose oberirdisch bis zu 8 cm pro Jahr. Eine Besonderheit der Moose ist, dass sie nie aufhören zu wachsen, sondern der untere Teil unter Sauerstoffabschluss im Wasser langsam abstirbt und Torf bildet, während der obere Teil weiter wächst.

- Pflegemaßnahmen
Um ein Moor langfristig gut zu erhalten, sind regelmäßige Pflegemaßnahmen essentiell, wie zum Beispiel die Mahd oder die Beweidung der Flächen. Eine weitere wichtige Symptombekämpfung bei zu niedrigen Wasserständen ist auch die Entkusselung. Das bedeutet, dass invasive Arten, also unerwünschte Pflanzen, wie zum Beispiel Birken und andere Bäume entfernt werden müssen. Denn Bäume entziehen dem Moor das Wasser und ohne Wasser gibt es kein Moor – ganz einfach!
Dieses Moorrestaurierungs-Projekt der ÖSSM (Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer), das wir seit 2 Jahren unterstützen, zeigt also deutlich, dass Moorschutz funktioniert, aber auch Investitionen benötigt. Deswegen freuen wir uns weiterhin über Unterstützung und Spenden um unsere Mission fortsetzen zu können.