Wasserfarben Welle
Carla Muche
Junior Communication Managerin
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Eine kurze Geschichte vom Moor

Luftaufnahem Venner Moor

Deutschland war einst ein sehr moorreiches Land, mit einer Fläche von über fünf Prozent, entsprach es in etwa der Größe Sachsens (Quelle: Mooratlas, 2023). Die Moore erstrecken sich vor allem in Norddeutschland, in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, aber auch in Bayern und Baden-Württemberg. Über Tausende von Jahren haben sich dicke Torfschichten gebildet, die teilweise bis zu acht Meter mächtig wurden. Heute haben Moore allerdings dramatisch an Fläche verloren und bedecken nur noch 3,6 Prozent der Landesfläche Deutschlands (Quelle: GMC) und 95 Prozent davon sind entwässert und nicht mehr als ein solches Moor erkennbar. Was sich über Jahrtausende von Jahren gebildet hat, wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zerstört. Wie genau die Entwicklung der Moore in Deutschland aussah und was zu dem dramatischen Rückgang beigetragen hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wann ist ein Moor ein Moor?

Damit ein Moor als Moor deklariert werden kann, müssen für einen Bodenkundler zwei Dinge erfüllt sein:

  1. Mindestens 30 cm dicke Schicht aus Torf
  2. Mindestens 30 Prozent organische Substanz

Demnach ist auch das Bild unten ein Moor, solange die Torfmächtigkeit mindestens 30 cm beträgt. Dieses Moor stößt jedoch große Mengen an Treibhausgasen aus und befeuert die Klimakrise, während das Rechte Bild Moore als Klimasenke darstellt. Essentiell ist daher die Unterscheidung zwischen einem noch intakten und einem entwässerten Moor. Entscheidend hierbei ist das Wasser! Botaniker würden außerdem sagen, dass auch bestimmte moortypische Pflanzen wachsen müssen, damit ein Moor ein intaktes Moor ist (Quelle: NLWKN).

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Landwirtschaftlich genutzte Moorfläche im Venner Moor am Rand des Naturschutzgebietes

Wussten Sie, dass in Deutschland eine 15 cm dicke unterirdische Torfschicht so viel Kohlenstoff speichert, wie ein überirdischer 100 Jahre alter Wald auf gleicher Fläche (Quelle: NABU)?

Warum sind Moore zerstört worden?

Moore wurden damals als Ödland angesehen – undurchdringbare mystische Gebiete, die man auf verschiedenen Wegen versuchte für die Menschen nutzbar zu machen. Die Nutzungsgeschichte der Moore in Deutschland geht daher weit zurück in die Vergangenheit. Schon im 18. Jahrhundert zur Zeit der Preußischen Moorkolonisierung fing man an, Moorgebiete zu entwässern und nutzbar zu machen. Damals spielte die Klimakrise noch keine Rolle und es war in erster Linie wichtig, Gebiete urban zu machen, um Siedlungsräume zu schaffen. Die Trockenlegung wurde oft als Mittel zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung angesehen.

Die Entwicklungsgeschichte des Venner Moors ist ein Paradebeispiel für viele Moore in Norddeutschland. Es ist heute ein 218 Hektar großes Naturschutzgebiet nördlich von Osnabrück. Das Gebiet ist durch die bäuerliche Handtorfstichnutzung sowie durch den industriellen Torfabbau geprägt, deren Überreste bis heute sichtbar sind. Daher lassen Sie uns eine kleine Zeitreise starten und zurück ins 18. Jahrhundert reisen, um die Entwicklung des Venner Moors und warum es heute so ist wie es ist, zu verstehen.

Mission To Marsh 044
Nasse und mystische Moorlandschaft im Naturschutzgebiet Venner Moor mit toten Bäumen

Torfabbau

“Dem ersten sein Tod, dem zweiten seine Not, dem dritten sein Brot.” Das ist wohl der bekannteste Spruch, der den Beginn der Moornutzung mit all seinen Herausforderungen gut auf dem Punkt bringt, denn es dauerte mehrere Generationen bis die Menschen vom Moor “leben” konnten. Der Beginn des Torfabbaus diente zunächst vor allem der Urbanmachung, um Siedlungsräume zu schaffen für eine wachsende Bevölkerung, später wurde der Torf zum Heizen verwendet und letztendlich auch der Kultivierung dieser Gebiete. Zunächst wurde der Torf per Hand abgebaut. Eine enorm schwere körperliche Arbeit. Später wurde Torf im großen Maßstab industriell abgebaut, um es als Brennmaterial aber auch im Gartenbau zu nutzen.

Kultivierungsgeschichte

Während die nährstoffreichen Niedermoore gut landwirtschaftlich genutzt werden konnten, mussten die Hochmoore zunächst aufwendig abgetorft werden, um sie zu kultivieren. In den letzten Jahrhunderten wurden verschiedene Methoden angewendet, immer mit dem Ziel dem Moor das Wasser zu entziehen.

  • Fehnkultur (ab dem 17. Jahrhundert): Um das Moor nutzbar zu machen, wurden aufwändige Kanalsysteme angelegt, um das Moor trocken zu legen.
  • Moorbrandkultur (ab dem 18. Jahrhundert): Ein sehr aufwendiges und wenig ertragreiches Verfahren, wobei der Torf kontrolliert verbrannt und die fruchtbare Asche in den Oberboden eingearbeitet wurde. Die Fläche konnte 5 bis 6 Jahre genutzt werden, brauchte jedoch 30 bis 40 Jahre Regenerationszeit. Ein Bauer brauchte daher mindestens 5 gleich große Flächen, um von der Landwirtschaft zu überleben. Es wurden vor allem anspruchslose Kulturen wie Kartoffeln, Buchweizen und Hafer angebaut.
  • Deutsche Hochmoorkultivierung (Ende des 19. Jahrhunderts): Die Flächen mussten nun nicht mehr abgebrannt und abgetorft werden, um sie zu kultivieren, sondern sie wurden stattdessen großflächig entwässert. Zusätzlich mussten jedoch Nährstoffe in Form von Gülle und Mist eingearbeitet werden, daher Hochmoore natürlicherweise sehr nährstoffarm sind. Auf Grund der starken Torfzehrung konnten die Flächen nach mehreren Jahren jedoch nur noch als Dauergrünland verwendet werden.
  • Sandmischkultur (ab dem 20. Jahrhundert): Bei dem Verfahren wurde eine dicke Sandschicht auf die zuvor entwässerten Flächen eingebracht. Dieses Verfahren wurde sogar staatliche unterstützt, um die Flächen großflächig trockenzulegen und urban zu machen.

71% der Moorflächen Niedersachsens werden heute landwirtschaftlich genutzt (Quelle: Mooratlas 2023). Auch einige Grünlandflächen sind ehemals Moore gewesen, auf denen heute Kühe weiden und daher kaum mehr als solches Moor, wie unten dargestellt, erkennbar sind.

Mission To Marsh 075
Wiedervernässte und restaurierte Fläche im Naturschutzgebiet Venner Moor bei Osnabrück

Die Geschichte der Moorlandschaften in Deutschland ist geprägt von menschlichen Eingriffen wie Torfabbau, Landwirtschaft und Umwandlung in Grünland. Diese Aktivitäten haben zu erheblichen Verlusten von Lebensräumen und zur Freisetzung von Treibhausgasen geführt. Trotz zunehmendem Bewusstsein für die Bedeutung von Mooren ist das Potenzial für ihren Schutz und ihre Wiederherstellung noch lange nicht ausgeschöpft.

Mit dem SpendenMOORathon 2024 könnt ihr die Wiederherstellung des Venner Moors mit der Bewegung Ihrer Wahl unterstützen. Helfen Sie mit und unterstützen Sie jetzt unsere Mission, um die Moore wieder zu Klimaschützern unseres Planeten zu machen!

Lasst uns das #moormentum nutzen

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