Wasserfarben Welle
Carla Lea Muche
Communication Managerin
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Artenvielfalt im Moor

Artenvielfalt im Moor

Was an einen idyllischen Campingausflug erinnert, ist in Wirklichkeit praktische Wissenschaft im Moor. Hier, in der geheimnisvollen, feucht-kühlen Umgebung, tummeln sich unzählige Libellen, Käfer, Fliegen und andere winzige Lebewesen. Mitten in diesem Naturwunder fangen wir Insekten in Zelten ein, um die faszinierende Biodiversität des Moores zu erforschen und sie schützen zu können. Wie genau das funktioniert und warum es so wichtig ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Das Hochmoor ist ein extremer Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Weites Land soweit das Auge reicht, ein paar tote Bäume, kühle Luft und grün schimmernde Moosteppiche. Wer fühlt sich hier schon „Zuhause“? Auf den ersten Blick mag es im Moor sehr verlassen wirken, kein Tier weit und breit, aber lasst euch von der Stille nicht täuschen. Hier krabbeln allerlei Spinnentiere, summen Fliegen und andere kleine Bestäuber, während bläuliche Libellen und Schmetterlinge durch die Luft tanzen. Mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind mikroskopisch kleine Wesen wie Rädertierchen, Geißeltierchen, Amöben und die faszinierenden Bärtierchen. Diese winzigen Überlebenskünstler sehen tatsächlich aus wie kleine Bären und können sich auf ein Achtel ihres Körpergewichts schrumpfen, um sich vor Austrocknung zu schützen – und in diesem Zustand jahrelang überleben! Das Moor ist ein herausfordernder Lebensraum, der einzigartige Überlebensstrategien hervorbringt. Ein Paradebeispiel dafür ist der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, die Insekten fängt, um im nährstoffarmen Hochmoor zu überleben. Auf dem Speiseplan vom Sonnentau stehen insbesondere die vom Menschen eher unbeliebten Mücken.

Um Moore zu schützen, müssen wir ihre Geheimnisse lüften. Wie funktionieren sie? Welche Lebewesen tummeln sich in ihrem Dickicht? Mit Hilfe unserer Zelte fangen wir Insekten ein, um sie zu bestimmen und zu analysieren, wie intakt das Moor wirklich ist. Die Insekten fliegen in die Zelte und landen in den kleinen weißen Fläschchen. Die Proben werden ein- bis zweimal pro Woche entnommen und die Flüssigkeit ausgetauscht. Die Proben werden dann ins Labor geschickt, wo die Arten bestimmt werden.

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CEO Alexander Kornelsen ist gerade dabei die Flüssigkeit aus den Flaschen zu wechseln, in die die Insekten fliegen.

Eine beeindruckende Entdeckung der Krefelder Studie auf dem Jahr 2017 zeigt mithilfe einer ähnlichen Biomapping-Methode, dass in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 die Insektenbiomasse um mehr als 75 % zurückgegangen ist (BMUV 2023). Durch die Wiedervernässung der Moore soll die typische Moor-Biodiversität zurückkehren – mit ihr auch die Mücken. Doch gesunde Ökosysteme sind kluge Systeme, die sich selbst ausbalancieren können.

Manchmal bläst der Wind stärker als es unsere Zelte verkraften, dann bricht eine Stange oder das Zelt kippt um. Die Natur folgt ihren eigenen Regeln, und die Wissenschaft passt sich an. Trotz dieser Herausforderungen leisten unsere Zelte großartige Arbeit. Unser Ziel ist es, die Biodiversität im Venner Moor zu messen und die immense Bedeutung dieses Moores für den Landkreis Osnabrück zu demonstrieren – mit konkreten Zahlen und Belegen.

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Gut versteckt im Dickicht gehen die Biofallen auch mal kaputt, aber das gehört zur Wissenschaft dazu.

Die jährlichen Ökosystemleistung auf Basis einer intakten Biodiversität sind in Zahlen umgerechnet 170 bis 190 Milliarden US-Dollar wert (NABU & BCG 2020). Das ist ungefähr doppelt so viel wie die gesamte weltweite Wirtschaftsleistung. Darin enthalten sind die regulierenden Leistungen von Ökosystemen wie beispielsweise die Speicherung von Kohlenstoff oder die Bestäubungsleistung von Insekten. Der Verlust von Biodiversität hat somit nicht nur enorme ökologische Auswirkungen, sondern ist auch ökonomisch messbar spürbar. Es ist höchste Zeit, die Vielfalt des Lebens im Moor zu schützen. Moorschutz und Wissenschaft müssen dabei manchmal Kompromisse eingehen, damit wir wissen, was geschützt werden muss.

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