Guatemala ist bekannt für seine Vielfalt – dichte Dschungelgebiete, Hochplateaus geprägt durch vulkanische Aktivität, Seen und Mangroven. Kaum ein Land bietet so viel Abwechslung auf kleinstem Raum wie dieses. Auf unserer Reise durch das mittelamerikanische Land haben wir nicht nur die Vielfalt dieses Landes kennenlernen dürfen, sondern insbesondere die Vielfalt der Feuchtgebiete, die diese verschiedenen Ökosysteme und Landschaften formen.
Lake Atitlan – Ein Ort zwischen Faszination und Bedrohung
Eines der beeindruckendsten Ökosysteme und Landschaften besuchten wir direkt zu Beginn unserer Reise – den Lake Atitlan. Viele Reisende kommen hier wegen der kleinen, charmanten Städte am Ufer des Sees und des grandiosen Panoramas aus Vulkanen hin. Unser erster Blick fällt ebenfalls auf dieses grandiose Panorama aus den drei Vulkanen Toliman, Santiago und Pedro, die hoch über den See hinausragen. Unser zweiter Blick sieht die Berge an Müll, die sich an den Ufern stapeln, in den Flüssen schwimmen und in denen Vögel und Straßenhunde nach Nahrung suchen. An keinem anderen Ort in Guatemala hatten wir das Gefühl, dass ein Ökosystem so gefährdet ist, wie hier an einem der schönsten Seen des Landes.

Unsere Begegnung mit dem Quetzal
Wir fahren raus in die umliegenden Nebelwälder. Hier scheint das Ökosystem noch in Ordnung zu sein. Grüne Wälder, Farne und Büsche wachsen die Berghänge hinauf. Wir sind auf der Suche nach einem ganz besonderen Vogel. Einem der gefährdetsten Vögel Guatemalas und dem Nationalvogel des Landes – dem Quetzal. In dieser Region gibt es noch 5 Exemplare, die Chance, ihn zu sehen, ist also sehr schwierig. Doch wir haben uns einen erfahrenen Guide gesucht, mit dem wir zusammen auf die Suche nach dem bunten Vogel gehen durften.
Die Zeit vergeht und wir gehen immer weiter in den Wald. Er erzählt uns, wie der Wald früher ausgesehen hat. Hier gab es keine Wege und Pfade. Doch in den letzten Jahren hat die illegale Abholzung von Bäumen in diesem Gebiet stark zugenommen, weil Menschen die Ressourcen und das Geld brauchen, um über die Runden zu kommen. Unser Guide Rolando erzählt uns, wie wenig Menschen sich hier für den Schutz einsetzen. Nur wenige verschaffen ihnen andere Jobs.
Wir laufen weiter in den dichten Wald. Nach einigen Kilometern können wir es gar nicht glauben, wir sehen gleich zwei männliche Quetzal vor uns in der Luft tanzen. Ihre prachtvollen Schwanzfedern tanzen durch die Luft – so einen schönen Vogel haben wir noch nie gesehen. Wir blieben einige Stunden an diesem Ort und immer wieder kamen sie zurück. Auch ein Weibchen konnten wir beobachten.

Wenn man die Augen geschlossen hat – hört man den Klang des Waldes: Die Rufe des Quetzals, von Tucanen, den schnellen Flügelschlag von Kolibris und den Wind in den Blättern. Diesen Moment werden wir nie vergessen. Doch nicht überall in dieser Gegend ist der Wald noch so dicht und grün. Um den See herum herrscht viel Landwirtschaft und Anbau. Auf der anderen Seite des Sees laufen wir durch braune Gräser, Freiflächen und Müllberge. Durch die Abholzung und die Wasserverschmutzung ist das Ökosystem hier aus dem Gleichgewicht geraten, da die natürliche Wasserfilterung durch stark zurückgegangene Feuchtgebiete nicht mehr sichergestellt wird.
Der hohe Norden Guatemalas
Unsere Reise führt uns weiter in den Norden. Hier liegt ein ganz besonderes Feuchtgebiet, welches sogar bereits in der Ramsar Ordnung aufgenommen wurde und unter Naturschutz steht. Der Yaxha Nationalpark. Alleine die Anreise macht einen sprachlos. Durch den dichten Dschungel geht es bis zu einem malerischen See. Von hier aus nehmen wir ein Boot rüber auf die andere Seite. Vögel fliegen neben uns, schlafen in den Bäumen oder fangen Nahrung aus dem See.

Der Yaxha ist nicht nur von ökologischer Bedeutung, sondern hat ebenfalls eine kulturelle Geschichte und gehört zu den wichtigsten archäologischen Stätten des Landes. Wir fanden diesen Ort bemerkenswert. Das beeindruckendste für uns an diesem Ort war, wie sich die Natur bzw. der Dschungel diesen Ort zurückgeholt hat. Viele der Tempel im Yaxha sind nämlich von Dschungelvegetation eingehüllt. Um uns herum ertönt das laute Brüllen der Brüllaffen. Wir haben das Gefühl, der Dschungel lebt. Es ist hier so laut – nicht vom Lärm der Motoren wie sonst in Guatemala, nein, von den tierischen Bewohnern des Waldes. Ein Ort, der zeigt, wie schön Sümpfe und Sumpfgebiete sein können, wie wichtig Naturschutz und der Schutz der Feuchtgebiete für die Natur, die Tierwelt und auch für die Lebensqualität der Menschen ist.
Die verborgene Karibikküste des Landes
Unser letzter Stopp liegt an der versteckten Karibikküste Guatemalas. Unendliche Flächen an Mangroven, dichter Dschungel und einer der wichtigsten Wetlands liegt hier. Eher gesagt ist es ein System aus vielen verschiedenen. Wir sind in Rio Dulce am gleichnamigen Fluss, der aus dem Lake Izabal fließt. In diesem Gebiet tummeln sich so viele verschiedene Tiere – von Insekten, über Reptilien bis hin zu Säugetieren wie Affen und sogar ein paar Manatees gibt es hier. Schmetterlinge fliegen um uns herum, während wir einsam und allein einen kleinen Seitenarm des Rio Dulce erkunden. An keinem anderen Ort, haben wir bis jetzt auf dieser Reise eine solche Artenvielfalt erlebt. Diese Gebiete stehen bereits großflächig unter Schutz. Der Lago Izabal ist der größte Süßwassersee Guatemalas und bietet eine enorme Biodiversität und Artenvielfalt. Das Schutzgebiet Rio Dulce ist aufgrund der großen Mangrovenwälder, die CO2 speichern, enorm wichtig für die Küstenstabilität des gesamtem Ökosystems.

Der Lago Izabal ist eine Art natürlicher Schwamm. In der Regenzeit fungiert er als Speicher, in dem er überschüssiges Wasser speichert und so verhindert, dass es zu großen Überschwemmungen kommt. In der Trockenperiode gibt der See die Feuchtigkeit wieder ab und sorgt somit dafür, dass ausreichend Wasser zu Verfügung steht. Eine zweite wichtige Eigenschaft ist die Filtermöglichkeit der Mangrovenwälder und Feuchtgebiete. Sie wirken quasi wie natürliche Kläranlagen, indem sie Nährstoffe, Schadstoffe und Sedimente aus dem Wasser filtern, ehe es in den Rio Dulce und dann in die Karibik getragen wird. Sie verbessern somit die Wasserqualität und schützen dadurch die Küstenregionen.
Guatemala – Ein Land zwischen Glanz & Abgrund
Wir sind fasziniert von der Vielfalt und den Lebensräumen, die diese Feuchtgebiete hier geschaffen haben. Doch sind wir genauso geschockt, wie stark diese Ökosysteme sich zwischen Glanz und Abgrund bewegen. Eine zentrale Rolle spielt hier das Bewusstsein für diese Schönheit zu stärken, den Menschen vor Ort eine Perspektive zu geben und die Wälder zu schützen. Auch für Touristen sollte der Schutz viel mehr in den Fokus gerückt werden. Auf unserer Reise haben wir so viele Situation erlebt, wo Touristen Zigaretten in den Lake Atitlan geworden haben und Müll aus dem Auto geworfen haben, wodurch Schadstoffe und Abwasser ungeklärt in die Gewässer kommen. Für uns hat es so gewirkt, als zeigt sich die Natur gerade noch von ihrer schönsten Seite als Hilfeschrei vor einer Katastrophe. Diese Feuchtgebiete sind lebenswichtige Ökosysteme, die Klima, Biodiversität und menschliche Gemeinschaft beeinflussen und einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen.